Erfolgreiche Projekte

Stark gegen Lymphome: CAR T-Zelltherapie

Die CAR T-Zelltherapie ist eine Immuntherapie, die gegen bestimmte Leukämien und Lymphome eingesetzt wird. Als Nebenwirkungen treten dabei häufig Entzündungsreaktionen auf. Auch bestimmte genetische Veränderungen in Blutzellen – die „klonale Hämatopoese von unbestimmtem Potenzial“ – werden mit Inflammation in Verbindung gebracht. Forscher*innen haben untersucht, ob sie den Behandlungserfolg der CAR T-Zelltherapie und ihre Nebenwirkungen beeinflussen.

 

Bei der CAR T-Zelltherapie werden T-Zellen von Lymphom- oder Leukämie-Patient*innen außerhalb des Körpers genetisch verändert und ihnen anschließend wieder verabreicht. Diese T-Zellen tragen einen künstlichen Rezeptor („chimärer Antigenrezeptor“, CAR), wodurch sie Tumorzellen gezielt attackieren können. Als Nebenwirkungen der innovativen Behandlungsmethode treten häufig Entzündungsreaktionen auf. Forscher*innen des Universitätsklinikums Dresden, der Universität Dresden, des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg und Dresden sowie des Deutschen Zentrums für Translationale Krebsforschung (DKTK) haben untersucht, ob der Behandlungserfolg der CAR T-Zelltherapie sowie ihre möglichen Nebenwirkungen von dem Vorliegen einer „klonalen Hämatopoese von unbestimmtem Potenzial“ (clonal hematopoiesis of indeterminate potential, CHIP) beeinflusst werden. Denn bei vielen Patient*innen, die sich einer CAR T-Zelltherapie unterziehen, kann CHIP nachgewiesen werden. Darüber hinaus wird CHIP, die vor allem im höheren Lebensalter auftritt, ebenfalls häufig mit Inflammation in Verbindung gebracht.

Behandlungserfolg und Nebenwirkungen: Kein Einfluss von CHIP

Die Wissenschaftler*innen in Dresden und Heidelberg untersuchten Bioproben von 32 Patient*innen, die an einem aggressiven Lymphdrüsenkrebs erkrankt waren, vor und nach der Behandlung mit CAR T-Zellen. Vor Therapiebeginn wiesen sie bei elf von den 32 Patient*innen CHIP nach. „Die Analysen nach der CAR T-Behandlung haben gezeigt, dass die Patient*innen mit CHIP vergleichbar gut auf die Therapie ansprachen“, sagt Dr. Raphael Teipel vom Universitätsklinikum Dresden. „Und auch bei dem Auftreten von Nebenwirkungen der CAR T-Zelltherapie haben wir keinen signifikanten Unterschied festgestellt. Das ist erst einmal ein gutes Signal für Patient*innen.“

„Deep Sequencing“ als Methode

Die Forscher*innen analysierten die Proben mithilfe des hochmodernen „Deep Sequencing“-Verfahrens. Mit einer Sequenzierung bestimmen Wissenschaftler*innen die Reihenfolge der Nukleotide in der DNA. Der Vergleich gesunder und mutierter DNA-Sequenzen ermöglicht zum Beispiel die Diagnose verschiedener Krankheiten, einschließlich verschiedener Krebsarten. Beim Deep Sequencing werden bestimmte Genorte gezielt sequenziert.

MNCs/PBMCs: Isolation spezieller Zellen durch BioBank Dresden

Um diese Methode anwenden zu können, benötigten die Forscher*innen weiße Blutzellen (Leukozyten). Mitarbeiter*innen der BioBank Dresden isolierten diese Zellen aus den Blut- und Knochenmarkproben und stellten sie in kryokonservierter Form zur Verfügung. „Das Isolieren solcher mononukleärer Zellen sowie mononukleärer Zellen des peripheren Blutes – MNCs und PBMCs genannt – ist ein sehr sensibler Bearbeitungsschritt, der nicht nur äußerst aufwendig ist, sondern auch die Qualität der Proben entscheidend beeinflussen kann“, sagt Dr. Heidi Altmann, wissenschaftliche Leiterin der Dresden Integrated Liquid Biobank der BioBank Dresden. „Unsere Biobank verfügt hier über große Kompetenz. Deshalb freut es uns besonders, dass wir bei dieser Studie für hochwertiges Analysematerial sorgen konnten, auf dessen Grundlage die Kolleg*innen auch wichtige Erkenntnisse gewonnen haben.“

Weiterer Forschungsbedarf

Weitere Studien sind nötig, um den möglichen Einfluss von CHIP auf die CAR T-Zelltherapie zu beleuchten. „Zwar konnten wir keinen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von CHIP und verstärkten Entzündungsreaktionen als Nebenwirkungen der Immuntherapie oder einen geringeren Behandlungserfolg feststellen – ein Grund hierfür könnte jedoch die geringe Größe der untersuchten Gruppe von Patient*innen sein“, sagt Studienleiter PD Dr. Malte von Bonin vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Dresden und Deutschen Zentrum für Translationale Krebsforschung (DKTK). „Eine wichtige Frage für die Zukunft ist, ob CHIP im Zusammenhang mit einer CAR T-Zelltherapie voranschreiten und längerfristig das Risiko für andere Erkrankungen erhöhen kann.“
 

Bildnachweis: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden/BioBank Dresden

Wissenschaftliche Publikation

Raphael Teipel, Frank P Kroschinsky, Michael Kramer, Theresa Kretschmann, Katharina Egger-Heidrich, Thomas Krüger, Leo Ruhnke, Sylvia Herold, Sebastian Stasik, Katja Sockel, Jan M Middeke, Karolin Trautmann-Grill, Martin Bornhauser, Christian Thiede, Malte von Bonin; Prevalence and variation of CHIP in patients with aggressive lymphomas undergoing CD19-directed CAR-T-cell treatment. Blood Adv 2022; bloodadvances.2021005747. doi: doi.org/10.1182/bloodadvances.2021005747

 

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